Fahren in Gruppen
Gruppenfahren ist ganz einfach: Man trifft sich bei demjenigen mit dem spießigsten Nachbarn
(Anfahrt mit großem Getöse ist selbstverständlich). Man läßt die Motoren
warmlaufen bis alle da sind, dann gehts los. Man packt sich in einen wilden Haufen und brennt um die
Kurven, dass es nur so qualmt und die Omis die Fensterläden schon mal dichtmachen, wenn die
Meute noch nicht mal in Sicht ist. Der Führende bestimmt wohin und wie schnell, der Rest muß
eben nachziehen. Mangelnde Leistung kann durch riskante Fahrweise wettgemacht werden. Sobald dem ersten
das Benzin ausgeht hält man wieder an und orientiert sich neu....
(zitiert aus : RRR-FAQ)
So nicht ? Na gut.
Eine Gruppe neigt zwar dazu, Dynamik zu entwickeln, z.B. durch die Verkehrsverhältnisse oder
unterschiedlicher Ansprüche an Geschwindigkeit. Aber es gibt ein allgemein akzeptiertes Regelwerk
für das Motorradfahren in verschiedenen Gruppengrößen, was die Dynamik begrenzt und letztendlich
Harmonie und Fahrspaß erhöht.
Kleingruppen (bis 4)
- Der Tank ist beim Start voll.
- Jeder achtet auf seine(n) Hintermann/-frau.
Wenn der/die plötzlich weg ist, sofort anhalten und warten!
- Versetzt fahren, zusammenbleiben und - insbesondere Innerorts - keine großen Abstände
zueinander halten. Nur so sind geschlossene Überholmanöver möglich und Ampeln
können die Gruppe nicht trennen.
Gruppen (5-10)
- Jeder Teilnehmer kommt mit vollem Tank zum Treffpunkt.
- Am Anfang steht eine Routenbesprechung, in der jeder Teilnehmer zumindest
grob über den Streckenverlauf informiert wird und Treffpunkte vereinbart werden, wo man im
Zweifelsfalle wieder zueinander findet.
- Sinnvoll ist es, Handy-Nummern auszutauschen
- Die Aufstellung: vorn der Tourguide, dahinter sortieren sich die Anfänger,
Fahrer mit wenig Fahrroutine oder geringerer Motorleistung, sowie die Fahrer, die eher ruhig fahren wollen, ein.
Es folgen die anderen Fahrer. Den Abschluß macht ein routinierter Fahrer, der die Gruppe
von hinten zusammenhält. Hier ist die Dynamik (beschleunigen, bremsen) am größten
- Gefahren wird in der Gruppe regelmäßig zweispurig:
Der Tourguide fährt links, der nächste rechts versetzt, der übernächste
wieder links usw..
Dies bietet eine optimal Mischung aus Sicherheitsabstand und Konvoilänge.
Auch bei Stopps schließt die Gruppe so dicht wie möglich zueinander auf, um beim Weiterfahren
nicht auseinandergerissen zu werden.
Auf schmalen Sträßchen und natürlich insbesondere in Kurven streckt sich der Konvoi,
alle fahren auf einer bzw. jeder auf seiner Linie.
- Innerhalb der Gruppe wird nicht überholt! Es sei denn, man muss dem Tourguide ührer
eine dringende Information zukommen lassen.
- Das Überholen anderer Verkehrsteilnehmer : Der Tourguide überholt
grundsätzlich nur dann, wenn mindestens drei weitere Teilnehmer aus seiner Sicht problemlos
mitziehen können und der Rest der Gruppe aufgrund der Verkehrssituation auch bald nachziehen kann.
Alle Überholenden drosseln auch nach dem Wiedereinscheren nicht das Tempo - das würde
nachfolgenden Überholern die Lücke zum Einscheren nehmen! Nach dem Wiedereinscheren
ist zunächst ganz rechts zu fahren, um dem nachfolgenden Überholer wenigstens
den Raum der linken Fahrbahnhälfte freihalten zu können. Erst danach wird dann wieder
die gewohnte Position in der Gruppe eingenommen.
Immer gilt: Jeder ist für eigene Überholvorgänge selbst verantwortlich!
Blindes Mitziehen bei Überholmanövern ohne subjektive Einschätzung der Situation ist
lebensgefährlich!
- Wer tanken muss zieht bis zum Tourguide vor und signalisiert diesem "End of Sprit".
Der Tourguide führt zur nächsten Tanke. Dort tanken alle!
- Es werden regelmäßig Pausen eingelegt. Hier kommt die Gruppe
wieder zusammen, man kann über den Fahrstil des Tourguide meckern oder eine andere Sortierung vorschlagen.
Auftretende Ärgernisse und Probleme bitte nicht runterschlucken!
- Jedermann/frau ist für seine/n Hintermann/frau verantwortlich!.
Wird er/sie plötzlich langsamer oder bleibt gar stehen, so tust Du das auch!
Ist Dein Hintermann plötzlich weg, so hälst Du sofort an.
Dies wird konsequenterweise die gesamte Gruppe zum Stehen bringen. Die Gruppe bleibt dann
auch am Fahrbahnrand stehen! Lediglich der Tourguide wendet und bringt die Ursache für
den Stillstand in Erfahrung!
- Es gibt keinen Veranstalter, niemanden, den man haftbar machen kann. Es gilt: Die Teilnahme an einer solchen Tour geschieht zu 100% auf eigenes Risiko!
Truppen (> 10)
Da eine derart große Truppe beim besten Willen nicht zusammenzuhalten ist, verabschiedet man sich
von diesem Ansatz und nimmt in Kauf, dass die Truppe zwangsläufig durch Ampelstopps,
Abbiegemanöver etc.pp. in viele Einzelgruppen zerfällt, die sich über mehrere Kilometer
hinziehen können.
Dass die gesamte Truppe dennoch die gleiche Tour fährt, wird dadurch erreicht, dass an
Abbiegepunkten ein Teilnehmer (anstelle der gesamten Vorhut) wartet, bis die gesamte Truppe
den Abbiegepunkt passiert hat. Und so lässt sich das ganze realisieren:
- Der Führende und der Letzte (Schlussmann) der Truppe werden deutlich erkennbar markiert
(z.B. durch eine Sicherheitsweste), so dass sie von allen Teilnehmern als Führender
bzw. Schlussmann zu identifizieren sind.
- An jedem Abbiegepunkt bleibt der jeweils aktuell zweite Fahrer stehen und markiert somit den
Abbiegepunkt und leitet die gesamten Truppe in die richtige Richtung bevor er sich dann am
Schluss der Truppe (der letzte Mann ist ja gut erkennbar) vor dem Schlussmann wieder
einsortiert.
- Der Führende wird - um ein zu großes Auseinanderziehen der Truppe und damit lange
Wartezeiten des Abbiegepunktmarkierers zu vermeiden - in regelmäßigen Abständen
an geeigneter Stelle (Parkraum!) anhalten, um die Truppe zu verdichten.
- Da es somit innerhalb der Truppe keine fixe Position für die einzelnen Teilnehmer gibt und
auch die Versetztfahrregel immer wieder durch Wegfall des Fahrers an der zweiten Position eine
Neusortierung erfordert, kann man das Überholverbot innerhalb der Truppe aufheben. So kann dann
innerhalb der Truppe jeder seinem eigenen Fahrstil frönen; die schnelleren Fahrer können
das Feld (vorsichtig!) von hinten immer wieder aufmischen, müssen dafür aber öfter
stehenbleiben und den Markierer spielen.
Ob das sauber funktioniert, hängt von der Pfiffigkeit des jeweils aktuellen zweiten Fahrers (und damit
von jedem Teilnehmer, weil ja jeder mal zweiter ist) ab:
Wichtig ist, dass der Markierer nicht übersehen wird; der jeweils aktuelle Zweite sollte sich
gut überlegen, wo er anhält um den Abbiegepunkt zu markieren. Dies wird vom Führenden unterstützt,
in dem dieser Richtungswechsel sehr zeitig signalisiert.
Wenn dennoch ein Teilnehmer den Markierer übersehen sollte, sollte dieser den nächsten Fahrer
anhalten und zum Einfangen des Ausreißers motivieren. Darüber hinaus hält er natürlich
den Schlussmann an damit dieser auf die Rückkehr der Penntüte samt Fänger warten kann!
Für den Fall, dass der aktuell Zweite gerade mal pennt, sollte sich vorsichtshalber auch der Dritte
darauf einrichten, im Zweifelsfalle die Aufgabe der Schlafmütze zu übernehmen!
Den zweifelsfrei langweiligsten Part übernimmt der Schlussmann, denn er muss der Truppe lediglich
hinterherzockeln. Es spricht aber nichts dagegen, bei einer Pause oder Rast den Schlussmann zu wechseln.
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